Spielräume

Die Private Herder-Schule ist die älteste Privatschule im Bergischen. Seit über 150 Jahren wird hier nach eigenem Konzept gelehrt und gelernt. Eine Erfolgs­geschichte.

Große Pause. Auf dem Schulhof tummeln sich die Schülerinnen und Schüler. Insgesamt sind es etwa 130. Ein paar stehen in kleinen Grüppchen zusammen. Es wird gequatscht, gekichert, gelacht. Einige sind damit beschäftigt, bunte Hula-Hoop-Reifen quer über den Hof zu rollen. Andere haben es sich auf den Bänken, die über den Hof verteilt stehen, gemütlich gemacht und genießen die ersten Sonnenstrahlen. Frühlingsstimmung. Schon bald geht es in die Osterferien. Die altehrwürdige Villa Schmits erstrahlt in hellem Weiß und verleiht dem Treiben ein historisches Ambiente. Mittendrin Direktorin Britta Norpoth, ihrer Stellvertreterin Karen Flanze und der organisatorische Leiter Marc Broehen­horst. Auch der Hausmeister, Herr Zorn, genießt die Sonne und den Trubel auf dem Gelände. Schon sein Vater sei hier Hausmeister gewesen, sagt er mit hörbarem Stolz. „Wirklich schön hier, oder?“ Ja, das ist wahr.

„Ich bin wirklich sehr stolz auf unsere Schüler:innen.“

Britta Norpoth

Seit der Gründung im Jahr 1872 ist viel Zeit vergangen. Für die Herder-Schule ist es vor allem eine gute Zeit. Eine Zeit voller Veränderungen, aber auch von Kontinuität. Das brauche es auch, findet Britta Norpoth. Zum Beispiel mit Blick auf die aktuelle Reform zur Angleichung der Rah­men­bedingungen für die gymnasiale Ober­stufe. Die Kultusministerkonferenz plant Anpassungen über Ländergrenzen hinweg, um die Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu erhöhen. Das Ziel: Mehr Gerechtigkeit. Britta Norpoth wird dabei mit am Tisch sitzen, stellvertretend für den VDP, den Verband Deutscher Privatschulverbände. Ihr Vater, der ehemalige Schulleiter Dirk Norpoth, hatte seinerzeit den nordrhein-westfälischen VDP mit aufgebaut.

„Hallo Anja, hey Leon.“ Es ist schon ein echter Aha-Moment, wenn die Direktorin auf dem Flur jede Schülerin und jeden Schüler mit Namen grüßt. Die Atmosphäre in der alten Villa ist freundlich, beinahe schon familiär, auf jeden Fall vertraut. Wer bei Privatschule an eine elitäre Veranstaltung denkt, liege definitiv falsch, versichert Britta Norpoth. „Unsere Schülerschaft ist bunt gemischt. Man muss sich nur auf dem Schulhof umsehen. Wir haben auch einige Schülerinnen und Schüler, die Probleme in städtischen Schulen hatten und deshalb zu uns gewechselt sind. Mit großem Erfolg.“ 

Zum Jubiläumsfest wurde das Konzept der Herder-Schule mehrfach gelobt. Rainer Spiecker: „Diese Schule gehört zur Stadtkultur, zur Gesellschaft hier in Wuppertal. Sie ist angekommen, sie gehört dazu und sie wird auch in den nächsten 150 Jahren dazugehören.“ Petra Witt, Vorsitzende des VDP in NRW: „Herzliche Glückwünsche an die Herder-Schule. Herzlichen Glückwunsch auch an die Stadt Wuppertal, die es hoffentlich zu schätzen weiß, dass sie so eine Leuchtturmschule ohne Kosten und ohne Verantwortung für die Stadt zu ihrem Bildungsangebot dazuzählen darf.“ Worte, die Britta Norpoth natürlich gerne hört. Eine Bestätigung der eigenen Arbeit am Projekt „Privatschule“. Beispiele für erfolgreiches Handeln hat die Direktorin schnell parat. „Als es darum ging, Luftfilterund CO2-Warnmelder anzuschaffen, hatten wir schon längst beides im Einsatz. Wir mussten nicht auf eine offizielle Anweisung warten“, so Norpoth. 

Freiheiten
Auch beim Thema Digitalisierung sei man schneller. „Wir nutzen regelmäßig Videokonferenzen, um Schüler:innen die Teilnahme am Unterricht in Ausnahmefällen zu ermöglichen – und das schon seit 15 Jahren.“ Außerdem biete man mit der Online­plattform EduPage eine effiziente Lösung für den Schulalltag. Unter anderem finden Eltern, Schüler und Lehrer dort Schulmaterialien, Stundenpläne oder das digitale Klassenbuch. Das mutige Vorgehen und die Schnelligkeit, mit der neue Entwicklungen getestet und eingesetzt werden, zahle sich aus. 

So berichtet Britta Norpoth von Gesprächen mit Hochschulen, in denen immer wieder betont wird, dass die Privatschüler selbstbewusster und besser vorbereitet an der Uni einsteigen. Den Grund dafür sieht Norpoth auch in den kleinen Klassen. Durchschnittlich 16 Schüler:innen werden pro Klassenraum in der historischen Villa unterrichtet. „Wir haben immer die Möglichkeit, Stundenpläne anzupassen, zum Beispiel um Schwächen in der Klasse mit Förderunterricht aufzufangen. Aber auch, um auf Stärken und Interessen einzugehen.“ 

Hausaufgabenfrei
Eigenständiges Arbeiten in einer vorbereiteten Umgebung und mit entsprechender Unterstützung gehört ebenfalls zum Konzept, das sich an den Lehren der Päda­gogin Maria Montessori orientiert. „Wir haben uns vieles abgeguckt, sind aber keine reine Montessori-Schule.“ Eine Besonderheit, die den Schüler:innen besonders gut gefällt: Es gibt keine Hausaufgaben. Alle Übungen werden unter Anleitung in der Schule erledigt. Und das nicht nach dem Unterricht, sondern davor. Das hat einen guten Grund: „Diverse Studien haben gezeigt, dass man in den Vormittagsstunden produktiver ist.“

Auf dem Weg zurück in ihr Büro wird die Direktorin spontan von zwei angehenden Abiturienten angesprochen. Es geht um die Streiche, die man zum Abschluss plant. Es ist ein freundlicher, respektvoller Umgang. „Ich bin wirklich sehr stolz auf unsere Schüler:innen“, sagt Britta Norpoth. 

Kontakt
Private Herder-Schule
Luisenstraße 134-136
Telefon 0202 31 31 70
info@herder-schule.de
www.herder-schule.de