Nicht erst mit dem Umzug ins ehemalige Pasche-Möbelhaus im Jahr 2010 waren die Lokalzeit-Macher Vorreiter. Ein Blick hinter die Kulissen des WDR-Landesstudios in der Friedrich-Ebert-Straße, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert.
Es ist 17.40 Uhr und in knapp 30 Minuten geht es auf Sendung. Lokalzeit-Moderatorin Kerstin von der Linden lässt sich davon nicht beeindrucken. Keine Spur von Lampenfieber. Sichtlich gut gelaunt erklärt sie uns die Arbeit vor der Kamera. „Man muss immer genau darauf achten, wo man steht, sonst verdeckt man die Einblendungen im Hintergrund“, sagt sie. Auch das Licht spiele eine große Rolle, sagt sie. Das sieht man. Von der Decke hängen etwa 50 leuchtstarke Lampen, die über vorprogrammierte Lichtkonzepte angesteuert werden. Die Kontrolle darüber haben die Menschen im Regieraum nebenan.
Über etliche Monitore, die neben- und übereinander an einer großen Wand hängen, kontrollieren die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Regie jedes Detail der Live-Sendung. „Für den Fall, dass etwas schiefläuft, müssen wir immer einen Plan B in der Hinterhand haben“, erklärt der technische Leiter Elmar Stratmann und meint damit fertige Ersatzbeiträge, die im Notfall eingespielt werden können. Das TV-Studio sowie weitere Bereiche wie das Archiv, die Maske und diverse andere Aufnahmeräume, die allesamt mit technischen Geräten der neuesten Generation ausgerüstet sind, erreicht man nur über einen sehr langen Flur. „Da merkt man dann, dass wir in einem ehemaligen Möbelhaus sind“, sagt Stratmann. Der Eingang zum Landesstudio befindet sich direkt an der belebten Friedrich-Ebert-Straße. Nur ein blaues WDR-Logo an der gläsernen Fassade des ehemaligen Pasche-Hauses deutet auf das Treiben im Innern hin. Hier, mitten im Herzen des Luisenviertels, gehen die Menschen des Lokalzeit-Teams täglich ihrer journalistischen Arbeit nach.
Mittendrin
So auch Studioleiterin Katja Stehmann, die uns gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Michael Lenz und dem technischen Leiter im Konferenzraum in der ersten Etage empfängt. Die Nähe zum Trubel im Viertel werten die Lokalzeitmacher als echten Gewinn, sowohl für die journalistische Arbeit als auch für das allgemeine Wohlfühlgefühl am Arbeitsplatz. „Das ist schon sehr angenehm, wenn man in der Mittagspause oder nach Feierabend auf einen Kaffee mit Kollegen ins Viertel gehen kann. Für mich als Mensch ist das super“, sagt Michael Lenz. Das Wuppertaler Studio gilt dem WDR schon seit Langem als Blaupause für andere Regionalstudios im Sendegebiet. Während früher gerne auf der grünen Wiese gebaut wurde, geht man heute verstärkt dazu über, Studios in der Innenstadt einzurichten. Die Devise: Sichtbar und erreichbar sein für die Menschen.
Gerade mit Blick auf die Berichterstattung über mehrere Kanäle hinweg ist das nach wie vor die Marschrichtung: „Wir sind heute nicht mehr nur Sender, sondern auch Empfänger“, sagt Katja Stehmann und meint damit die rasant zunehmende Bedeutung der sozialen Medien. Das wirke sich auch auf die Arbeitsweise aus. So werde es immer wichtiger, sich auch über den eigenen Bereich hinaus Know-how anzueignen. Alte Berufe verändern sich oder verschwinden, neue entstehen. Auch die Technik muss da Schritt halten. „Unsere gesamte technische Ausstattung wurde vor zwei Jahren erneuert“, erklärt Elmar Stratmann. „Auch die anderen zehn Landesstudios werden nach und nach modernisiert.“ Ein langwieriger Prozess, der wegen der schnellen Weiterentwicklung etwa alle 8 Jahre wiederholt werden muss.
Hinter einer schallgeschützten Tür befindet sich die sogenannte KBE, eine Kommentator Bedieneinheit. Es handelt sich dabei um einen sehr kleinen Raum mit einem Mikrophon und anderem technischen Equipment. Von hier aus senden Radiomoderatoren autark von 6.30 bis 17.30 Uhr immer zur halben Stunde regionale Nachrichten, die „Lokalzeit auf WDR 2“, die live ins landesweite WDR-Programm eingespeist werden.
Die verschiedenen Teams arbeiten in großen offenen Räumen direkt nebeneinander, insgesamt rund 100 feste und freie Mitarbeiter. In einem der Cutter-Räume werden zum Beispiel Beiträge für die Lokalzeit Bergisches Land geschnitten. Autor und Cutter blicken auf einen riesigen Bildschirm, sichten das Material des Tages und stellen dieses in sinnvoller Art und Weise zusammen. Wie immer muss der Beitrag zeitig fertig werden, daran erinnert auch die große Digitaluhr, die direkt neben dem Display an der Wand hängt. An einer anderen Wand in der Redaktion entdecken wir dann ein durchweg analoges Medium: ein Whiteboard, auf dem zeitliche Abläufe für Kamera-Team-Einsätze und Themen mit kleinen Karten organisiert sind. „Natürlich gibt es das Ganze längst in digitaler Form. Aber der eine oder andere freut sich immer noch über die guten alten analogen Hilfsmittel“, sagt Katja Stehmann.
Text: Marc Freudenhammer
Foto: Süleyman Kayaalp