Roland Mönig ist seit dem 1. April neuer Direktor des Von der Heydt-Museums und wohnt zurzeit mitten im Viertel. Seine persönliche Beziehung zur Stadt hat schon in der Kindheit ihren Anfang genommen. Ein Rückblick und ein Ausblick.
Viel besser kann man wohl nicht in Wuppertal ankommen. Die Sicht vom Balkon ist schlichtweg beeindruckend. Von hier oben hat Roland Mönig gleich mehrere Wuppertaler Wahrzeichen im Blick: die Historische Stadthalle, die Schwebebahn, das Glanzstoff-Hochhaus, die Schwimmoper, die Laurentiuskirche und sogar seinen Arbeitsplatz, das Von der Heydt-Museum. Dort ist Mönig seit dem Frühjahr als neuer Direktor tätig. Seine bescheidene „Singlewohnung“ mitten im Luisenviertel ist nur eine Übergangslösung, bis seine Frau, die ebenfalls als Kunsthistorikerin arbeitet, ihm in die Schwebebahnstadt nachfolgt. Es handelt sich um eine kleine vollmöblierte Wohnung, die nur sehr wenig über den Einrichtungsgeschmack des 55-Jährigen verrät. Lediglich ein paar gerahmte Fotos auf dem Sideboard sind von ihm. „Wir sind aktuell noch auf der Suche nach einer passenden Wohnung“, so Mönig. Vorzugsweise soll es Elberfeld bleiben, aber festlegen möchte er sich da noch nicht. Ein Vorteil seines aktuellen Wohnortes: Den Weg zur Arbeit durch die Elberfelder Innenstadt kann er problemlos zu Fuß bestreitet. Nicht unwichtig für den Museumsdirektor, der sich selbst als leidenschaftlichen Fußgänger bezeichnet.
Ein Ort des Austauschs
Ein Museum, das ist für Mönig „ein unverzichtbarer Ort des Austauschs, ein Katalysator für Begegnungen und auch ein Stück Lebensqualität“ – genau wie die bunte Mischung an Gastronomie, Kneipen, Geschäften und Kultur im Luisenviertel. Sein persönlicher Start im Von der Heydt-Museum sei coronabedingt leider etwas schleppend gelaufen, sagt Mönig. Und leider habe es noch keine größeren Publikumsveranstaltungen geben können. Seine wichtigste Aufgabe sei es natürlich, sich intensiv mit den Werken im Fundus zu beschäftigen, findet Roland Mönig. Das brauche Zeit und die will er sich jetzt nehmen. Was viele nicht wissen: „Die Sammlung des Von der Heydt-Museums ist nicht nur deutschlandweit, sondern international berühmt, gerade für Werke aus dem Zeitraum frühes 19. Jahrhundert bis 20./21. Jahrhundert. Das kann man nicht zuletzt an den zahlreichen Leihanfragen aus aller Welt ablesen.“ Mit diesem Schatz will Mönig in der kommenden Zeit neue Ausstellungskonzepte entwickeln, die sowohl die kunstbegeisterten Menschen aus der Region als auch Gäste von außerhalb ins Museum locken sollen. Außerdem möchte er den Kontakt zur freien Kunst- und Kulturszene suchen. Das sei bislang noch nicht in vollem Ausmaß möglich gewesen.
„Es gibt hier in Wuppertal eine sehr charmante Mischung und viele Brüche, dadurch ergeben sich Spielräume, die es woanders nicht gibt.“
Im Luisenviertel ist Mönig hingegen heute schon angekommen, weiß, wo es was gibt. Als echter Jazz-Fan ist ihm das Kulturzentrum Loch natürlich ein Begriff, genauso wie der ort von Peter Kowald. Er liebe es, durch die Straßen zu streifen oder ein kühles Glas Bier auf dem sonnigen Laurentiusplatz zu genießen, schwärmt der Museumsdirektor. Eine ausgesprochene Lieblingslocation habe er aber bislang aber noch nicht ausgemacht. Als gebürtiger Bochumer kennt sich Roland Mönig mit Städten aus, die erst auf den zweiten Blick ihre Vorzüge preisgeben. „Es gibt hier in Wuppertal eine sehr charmante Mischung und viele Brüche, dadurch ergeben sich Spielräume, die es woanders nicht gibt. Ein Beispiel dafür ist die Architektur: Hier im Luisenviertel stehen Altbauten aus der Gründerzeit neben typisch bergischem Schiefer und 50er-Jahre-Bauten.“ Wuppertal sei eine Stadt mit einem ganz eigenen Charakter, sagt der Kunsthistoriker Mönig, der nach eigenen Angaben ein ausgeprägtes Interesse an gründerzeitlicher Architektur hat.
Willkommen zurück
Mitte der 90er Jahre war Roland Mönig schon einmal in Wuppertal. Zwei Jahre lang hat er freiberuflich im Von der Heydt-Museum gearbeitet und in der Zeit viele Führungen in Sammlung und Ausstellungen gemacht. Damals war er aber selbst nur als Besucher im Tal, pendelte von Bochum aus immer zu seinem Arbeitsplatz. Die Beziehung zur Stadt an der Wupper geht aber noch ein ganzes Stück weiter zurück, genauer gesagt bis in die Kindheit. Der einfache Grund: Roland Mönigs Vater stammt aus der Nachbarstadt Velbert. „Als Kind fuhr ich oft mit der Familie nach Wuppertal, natürlich, um Schwebebahn zu fahren, aber auch, um Verwandte zu besuchen.“ Man merkt, so ganz fremd ist der neue Museumsdirektor gar nicht. Mit seiner pragmatischen Art und dem Gespür fürs Verborgene hat man irgendwie das Gefühl, dass Roland Mönig letztlich genau am richtigen Ort gelandet ist.
Artikel: Marc Freudenhammer
Foto: Süleyman Kayaalp